Version vom 02:42, 26. Jul 2010 Admin (Diskussion | Beiträge) ← Zum vorherigen Versionsunterschied |
Version vom 17:14, 15. Aug 2010 Admin (Diskussion | Beiträge) Zum nächsten Versionsunterschied → |
||
Zeile 37: | Zeile 37: | ||
Gemäß selbstverpflichtender Vereinbarungen zwischen Leder- und Schuhindustrie gibt es in Deutschland bestimmte Kriterien und damit verbundene Kennwerte, die Schuhoberleder und Schuhfutterleder einhalten müssen. Wichtige Merkmale sind beispielsweise die [[Reibechtheit]], also die Resistenz der Lederoberfläche gegen mechanischen Abrieb, die [[Wasserdurchlässigkeit|Wasserdampfdurchlässigkeit]] und die [[Weiterreißkraft|Weiterreißfestigkeit]] (die Kraft, die aufgebracht werden muss, um bestehende Risse zu vergrößern). Für Futterleder wird außerdem ein sogenannter ''Streifentest'' durchgeführt, der die Gefahr beschreibt, dass das Leder auf Socken abfärbt. Bei Schuhoberledern sind die Bestimmung der [[Zurichtung|Zurichtungshaftung]] und des Verhaltens des Leders beim Biegen relevant. Zum letzteren Zweck werden Leder im Trocken- und Nasszustand - je nach [[Lackleder|Lack]]- und Nichtlackleder unterschiedlich - zwischen 10000mal und 50000mal maschinell gebogen und danach mit optischen Diagnoseverfahren untersucht. Gerade bei [[Anilinleder]]schuhen steht weiterhin die Überprüfung der [[Lichtechtheit]] im Vordergrund. | Gemäß selbstverpflichtender Vereinbarungen zwischen Leder- und Schuhindustrie gibt es in Deutschland bestimmte Kriterien und damit verbundene Kennwerte, die Schuhoberleder und Schuhfutterleder einhalten müssen. Wichtige Merkmale sind beispielsweise die [[Reibechtheit]], also die Resistenz der Lederoberfläche gegen mechanischen Abrieb, die [[Wasserdurchlässigkeit|Wasserdampfdurchlässigkeit]] und die [[Weiterreißkraft|Weiterreißfestigkeit]] (die Kraft, die aufgebracht werden muss, um bestehende Risse zu vergrößern). Für Futterleder wird außerdem ein sogenannter ''Streifentest'' durchgeführt, der die Gefahr beschreibt, dass das Leder auf Socken abfärbt. Bei Schuhoberledern sind die Bestimmung der [[Zurichtung|Zurichtungshaftung]] und des Verhaltens des Leders beim Biegen relevant. Zum letzteren Zweck werden Leder im Trocken- und Nasszustand - je nach [[Lackleder|Lack]]- und Nichtlackleder unterschiedlich - zwischen 10000mal und 50000mal maschinell gebogen und danach mit optischen Diagnoseverfahren untersucht. Gerade bei [[Anilinleder]]schuhen steht weiterhin die Überprüfung der [[Lichtechtheit]] im Vordergrund. | ||
+ | |||
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Schuhaufbau-03.jpg|555px]] | ||
+ | [[bild:Schuhaufbau-02.jpg|350px]] | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | ''Schuhe sind komplex aufgebaut. Schaft (Oberteil) und Boden (Sohle) verteilen sich auf viele Bestandteile.''<br></p> | ||
+ | <p> </p> | ||
Die älteste Darstellung von Fußbekleidung stammt aus der Höhle von Altamira in Spanien und ist ca. 15.000 Jahre alt. Es sind Bilder von Jägern mit einer Art Stiefel.
Die älteste bisher gefundene Fußbekleidung ist 8.300 Jahre alt, und es sind Sandalen aus der Arnold Research Cave in Missouri, USA. Diese sind allerdings aus pflanzlichem Material gefertigt worden.
Der bisher älteste Lederschuh wurde in einer armenischen Höhle von Archäologen ausgegraben (Stand 07/2010). Das Alter wird auf 5.500 Jahre geschätzt (Periode zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit). Der Schuh ist aus einem Stück Rindsleder gefertigt und hat ein Futter aus Gras.
Die berühmte Fußbekleidung von der Gletscher-Mumie Ötzi ist ca. 5.300 Jahre alt. Bei diesem Schuh war der Aufbau erstaunlich komplex. Der Schaft (Außenschuh) wurde aus Hirschleder gefertigt, dessen Haarseite zur Nässeabwehr nach außen zeigte. Die Sohle bestand aus besser isolierendem Bärenfell, dessen Haarseite innen lag. An der Unterseite der Sohle wurde ein quer laufender und sich überkreuzender Lederstreifen angebracht, der damit die älteste bekannte Profilsohle eines Schuhs darstellt. Der Innenschuh bestand aus einem Geflecht aus gedrillten und verzwirnten Grasschnüren. Zwischen das Geflecht des Innenschuhs und das Schaftleder wurde Heu als Polster und Isolierung gestopft.
Bild 1: 5.500 Jahre alter Schuh aus Armenien. Selbst die Schnürsenkel sind noch erhalten
Bild 2: Ötzis Lederschuh. Die Haare des Hirschleders sind nicht mehr erhalten.
Im Schuhbereich werden heutzutage als Oberleder die verschiedensten Ledersorten verarbeitet. Häufig ist die Unterscheidung der Lederarten nicht ganz einfach. Man unterscheidet im allgemeinen pigmentierte Glattleder (oberflächengefärbt), offenporige Glattleder (Anilinleder), Fettleder und Rauleder (Wildleder, Nubuk, Velours). Bei Sohlen werden pflanzlich gegerbte Rinderleder verarbeitet. Die verarbeiteten Materialien bei Schuhen unterliegen einer Kennzeichnungspflicht.
Die Schuhindustrie ist weltweit der größte Verarbeiter von Ledern. Weltweit werden jährlich 14 Milliarden Paar Lederschuhe produziert. 11,5 Milliarden davon entfallen auf asiatische Fabriken, wobei China mit einer Produktion von 8 Milliarden Paar Spitzenproduzent ist - vor allem für den Export, zu einem Durchschnittspreis pro Paar von 2,80 US-Dollar (2006). In Indonesien werden 500 Millionen Paar, in Vietnam 450 Millionen Paar pro Jahr hergestellt. Zum Vergleich: In Deutschland entstehen im gleichen Zeitraum nur 25 Millionen Paar Schuhe.
Der intensivste Verbrauch an Schuhen findet in den USA statt; jeder US-Amerikaner legt sich statistisch gesehen sechs Paar im Jahr zu. In Europa, Japan und Kanada sind es zwischen drei und fünf Paar. China zieht mit 2,5 Paar pro Einwohner und Jahr allmählich nach.
Bild 1: Teure Markenschuhe - Bild 2: Schuhe auf dem Billigmarkt
Inhaltsverzeichnis |
Gemäß selbstverpflichtender Vereinbarungen zwischen Leder- und Schuhindustrie gibt es in Deutschland bestimmte Kriterien und damit verbundene Kennwerte, die Schuhoberleder und Schuhfutterleder einhalten müssen. Wichtige Merkmale sind beispielsweise die Reibechtheit, also die Resistenz der Lederoberfläche gegen mechanischen Abrieb, die Wasserdampfdurchlässigkeit und die Weiterreißfestigkeit (die Kraft, die aufgebracht werden muss, um bestehende Risse zu vergrößern). Für Futterleder wird außerdem ein sogenannter Streifentest durchgeführt, der die Gefahr beschreibt, dass das Leder auf Socken abfärbt. Bei Schuhoberledern sind die Bestimmung der Zurichtungshaftung und des Verhaltens des Leders beim Biegen relevant. Zum letzteren Zweck werden Leder im Trocken- und Nasszustand - je nach Lack- und Nichtlackleder unterschiedlich - zwischen 10000mal und 50000mal maschinell gebogen und danach mit optischen Diagnoseverfahren untersucht. Gerade bei Anilinlederschuhen steht weiterhin die Überprüfung der Lichtechtheit im Vordergrund.
Schuhe sind komplex aufgebaut. Schaft (Oberteil) und Boden (Sohle) verteilen sich auf viele Bestandteile.
Per Gesetz gibt es bei Schuhen Vorschriften zur exakten Kennzeichnung der Materialien.
Hersteller von Schuherzeugnissen (Sandalen, geschlossene Schuhe, Stiefel) sind verpflichtet, beim Verkauf die verarbeiteten Materialien anzugeben. In Textform oder als Piktogramme. Folgende Bestandteile eines Schuhs müssen hinsichtlich des verwendeten Materials gekennzeichnet sein:
Obermaterial: Damit ist das obere, äußere Material gemeint.
Folgende Materialien werden unterschieden:
Zu weiteren allgemeinen Qualitätsstandards der Lederherstellung siehe auch: Prüfverfahren für Leder.