Pferdeleder

Aus Lederzentrum Lederlexikon

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Pferdeleder oder auch Cordovan-Leder wird für Schuhe verwendet. Brauchbar ist nur Leder aus den Hinterflanken schwerer Kaltblutpferde. Dort befinden sich wenige Millimeter unter der Hautoberfläche zwei runde Stücke eines Bindegewebes, das eine stark verdichtete Faserstruktur aufweist (butts, shells oder Spiegel). Diese Stücke rangieren in der Größe lediglich zwischen einem DIN-A5- und einem DIN-A3-Blatt, so dass Pferdeleder zu den sehr teuren Ledern zählt, zumal die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt: Geeignete Pferdehäute sind sehr rar, da vor allem schwere Arbeitspferde das beste Leder liefern, diese jedoch sehr selten geworden sind und hinsichtlich der Lederproduktion nicht durch Pferde aus dem Zucht- oder Sportbetrieb ersetzt werden können. Das Rohmaterial stammt daher aus wenigen spezialisierten Herstellungsbetrieben; ein US-amerikanischer Marktführer im Cordovanschuhbereich etwa bezieht sein Leder zu 75 Prozent aus Frankreich sowie zu 25 Prozent aus der kanadischen Provinz Québec.

Pferdeleder hat seine Heimat in den Vereinigten Staaten, wo sein Herstellungsverfahren schon vor einiger Zeit perfektioniert wurde, während Schuhe aus diesem Leder in Europa äußerst selten anzutreffen waren. Herrenschuhe aus Cordovan werden deshalb insbesondere von amerikanischen Schuhmachern hergestellt. Das Leder ist im Gegensatz zum Rindsleder aus der Fleischseite der Haut verarbeitet und nicht aus der Narbenseite. Es enthält viel Fett und ist daher wasserabweisend; bei hohen Temperaturen und anschließender starker Abkühlung kann es zu einem weißlichen Fettausschlag an der Oberfläche kommen, der häufig mit Schimmel verwechselt wird, jedoch leicht mit einem Tuch zu entfernen ist.

Unter anderem durch die pflanzliche Gerbung ist die Produktionszeit von Pferdeleder mit etwa sechs Monaten als lang zu bezeichnen. Erst im Gerbprozess selbst wird sichtbar, welche Hautstücke letztlich für die Schuhproduktion verwertet werden können und welche eher für Brieftaschen, Schlüsselanhänger oder Gürtel geeignet sind. Passende Häute werden nach der 60tägigen Gerbung vier Tage lang auf Glasscheiben getrocknet und anschließend mit einem speziellen Öl per Hand eingerieben ("Smearen"). Dieses Öl zieht in den folgenden 90 Tagen Lagerzeit vollständig in das Leder ein.

Eine Besonderheit des Pferdeleders ist der feine Glanz. Dieser wird am Ende des Produktionsganges durch sogenanntes Glanzstoßen erzeugt - durch Reibung und Wärme entsteht der charakteristische Effekt, der aber durch aggressive Schuhpflegemittel vernichtet werden kann. Deshalb sollte man seine Cordovan-Schuhe immer sehr sorgfältig pflegen. Schuhe aus Cordovan haben eine sehr hohe Lebensdauer, eine gute Verarbeitung vorausgesetzt.

Die Bezeichnung Cordovan soll sich von einer französischen Gerberfamilie herleiten, die sich in dem gleichnamigen Ort auf Pferdelederverarbeitung spezialisiert hatte. In Deutschland wird gelegentlich die Bezeichnung Korduan verwendet. Gebräuchlich ist der Begriff Cordovan heute im englischen und spanischen Sprachraum.

Ursprünglich wurde der Begriff auch für Ziegenleder verwendet.

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