Chromgerbung

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"Wet Blue" - feuchtes, grau-bläuliches Leder direkt nach der Chromgerbung.
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"Wet Blue" - feuchtes, grau-bläuliches Leder direkt nach der Chromgerbung.
Das Gerbverfahren der sogenannten Chromgerbung mit Chrom (III)-Salzen wird inzwischen zu rund 85 Prozent der weltweiten Lederherstellung verwendet, meist für Schuhoberleder (zu 95%), Polsterleder (70%, aber sinkend zugunsten von FOC-Ledern) und Bekleidungsleder (fast 100%). Gegenüber pflanzlich gegerbtem Leder besitzt es eine doppelt so hohe Reißfestigkeit, dabei ist es allerdings leichter, weil die zum Gerben verwendeten Chromsalze die Haut nicht füllen: Der Gerbstoff macht nur bis zu 4% (bei neueren Ledern sogar nur ca. 1,5%) des Ledergewichts aus, während lohgegerbtes Leder einen Gerbstoffgehalt von 20 Prozent aufweist. Chromgegerbte Leder lassen sich auch leichter hydrophobieren als Leder anderer Gerbverfahren. Der Gerbprozess ist schneller und materialsparender als bei altgegerbten Ledern, was Kosten spart: Wet Blue, das frisch gegerbte offenporige Leder mit seinem charakteristischen bläulichen Farbton, ist global transportfähig und lässt sich gut lagern, so dass ein unbegrenzter internationaler Vertrieb und weltweite Weiterverarbeitung möglich sind.

Als Gerbstoff wird fast immer 33%iges basisches Chromsulfat mit einem Chrom(III)-Oxid-Gehalt von etwa 26% verwendet. Weltweit werden jährlich 480 000 Tonnen an Chromgerbstoffen produziert, was etwa 125 000 Tonnen Chrom(III)-Oxid entspricht. Die Verwendung von Chrom (III)-Salzen (Chromalaun) gilt als gesundheitlich unbedenklich und wirft bei den allermeisten Menschen (trotz intensiven Hautkontaktes im Schuh- oder Bekleidungsbereich) keinerlei Schwierigkeiten auf. Trinkwasser darf 50 Mikrogramm (Chrom III) pro Liter enthalten.

Gesundheitsschädlich ist aber Chrom (VI) (zu dessen Risiken siehe den entsprechenden Artikel), das unter unsachgemäßen Gerbbedingungen im Leder entstehen kann, die aber inzwischen erforscht sind und vermieden werden können.

Fette mit hohen Anteilen ungesättigter Fettsäuren fördern demnach die Bildung von gesundheitsschädlichem Chrom (VI) bei der Chromgerbung. Es wurde bisher auch vermutet, dass ein hoher Anteil an löslichem Chrom (III) zur Oxidation von Chrom (III) zu Chrom (VI) z. B. bei der Verwendung von alkalischen Klebern (Heat-Setting) führen kann. Dieses lässt sich aber nicht reproduzieren. Daher bleibt der beste Schutz vor Chrom (VI) der Einsatz geeigneter Fettungsmittel und die Durchführung der vegetabilen Nachgerbung mit Quebracho, Kastanie, Mimosa oder Tara.

Auch Umweltüberlegungen sind bezüglich der Chromgerbung relevant. So entstehen etwa bei der Gerbung chromhaltige Abwässer und Reststoffe, die aufbereitet bzw. recycled werden müssen, um wertvolle Stoffe wiederzugewinnen; auch bei der Entsorgung von chromgegerbten Ledern - etwa bei Sitzen in ausgemusterten Autos - ist eine korrekte Handhabung wichtig, da bei Verbrennung chromgegerbten Leders das schädliche Chrom (VI) erzeugt wird. Überprüft werden muss auch regelmäßig das Verhalten von vorgeschrumpften Ledern auf Armaturenbretten (Dashboard-Leder) hinsichtlich des Entstehungsverhaltens von Chrom (VI) unter Bedingungen hoher Hitzeeinwirkung (etwa bei starker Sonneneinstrahlung auf schwarzes Leder).


Links Chrom(III)-Oxid in Pulverform, rechts "Wet Blue" im Detail betrachtet:


Das Chromgerbungsverfahren ist übrigens keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Bereits im Jahr 1858 war in der chemischen Fachliteratur zu lesen:

Eisenoxyd- und Chromoxydsalze haben beide im eminenten Grad die Eigenschaft, Haut in Leder zu verwandeln. Die saure Reaktion der Eisensalze und Chromsalze bewirkt selbst bei dünnen Häuten ein allzu steifes, dem Narbenbruch unterworfenes Leder. Versetzt man dagegen die salzsaure Lösung des Oxydes vor dem Gerben mit soviel Soda oder Ätznatron als sie verträgt, ohne einen bleibenden Niederschlag zu bilden, gerben sich nun die Häute ohne Vergleich viel leichter und mit voller Geschmeidigkeit. (Knapp, F.: Natur und Wesen der Gerberei und des Leders. In: Dinglers Polytechnisches Journal 149, 1858. 305; 378.)

Erst die Entdeckung der Chromgerbung, verbunden mit dem Verfahren des Lickerns und der Entwicklung synthetischer Farbstoffe hat die Vielfalt des heute bekannten Erscheinungsbildes von Leder ermöglicht.


Anteil chromgegerbter Leder in verschiedenen Verwendungsbereichen
Bereich Chromgegerbte Leder in % Tendenz
Schuhoberleder 95 Keine Änderung
Möbelleder 70 Abnahme zugunsten FOC
Autoleder 50 Abnahme zugunsten FOC
Bekleidungsleder 100 Keine Änderung
Galanterieleder 60 Keine Änderung
Sohlleder - Keine Änderung

Quelle: Zeitschrift Leder & Häute Markt 3/2008, S. 46.


Filme über die Lederherstellung in der Gerberei


Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung (siehe auch Glacé) - Sämischgerbung - Synthetische Gerbung

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